Lebensstilbilder
Mit diesen Bildern werden unterbewusst gesteuerte Zusammenhänge bezeichnet, die bei ähnlichen traumatischen Erfahrungen (Verwundungserfahrungen) in der frühen Kindheit zu beschreibbaren Eigenarten im Verhalten von Menschen führen können. Sie sind keine Klischees oder Etiketten, sondern variable Überlebensstrategien.
Umgang 5. Aufl., 4. Kapitel: Einführung in die Lebensstilbild-Theorie
A. Allgemeine Darstellung der Lebensstilbilder
Da es trotz der Individualität von Menschen in den Inhalten und Aussagen von Lebensanschauungen und Lebenskonzepten auch Übereinstimmungen gibt, gebrauche ich für die Beschreibung von Lebensanschauung und Lebenskonzeption den Begriff Lebensstil.
Der Begriff „Lebensstil“ wird in der Individualpsychologie Alfred Adlers benutzt, um mit ihm zum Ausdruck zu bringen, dass alle Handlungen, Gedanken und Gefühle eines Menschen immer Ergebnis seines Lebenskonzeptes sind, das mit einem unterbewussten Ziel der persönlichen Überlegenheit über andere ausgestattet ist. Auch wenn wir dies für eine unzulässige Einengung halten, verwenden wir diesen Begriff und wollen damit die Entdeckung Adlers respektieren.
Die einzelnen Lebensstil-Methoden wurden (in der vorlogischen Phase) entwickelt unter den damaligen Voraussetzungen, sie sind also in jedem Fall auf ihre damalige im Zusammenhang mit der Verwundung (VA) erlebte Notwendigkeit hin zu überprüfen (causale Dimension). Da der Mensch seinen Lebensstil auf Grund irrtümlicher Entscheidungen unterbewusst ausgebildet hat, kann es ratsam sein, dass er sich mit seinen Methoden kritisch auseinandersetzt.
Ähnliche Lebensstile fassen wir zu Lebensstilarten zusammen, die ich in einem Lebensstilbild auf den Begriff bringe. Vom Wissen über das, was mit dem Lebensstilbild gemeint ist, schreiten wir vor zum ganz und gar individuellen Lebenskonzept eines Menschen. Nur so lässt sich „das Problem der großen Zahl“ lösen. Dabei miteinbezogen sind nicht nur die (vom Unbewussten stets angefärbten) Erinnerungen, sondern auch die Biografie, die Krankengeschichte und die persönliche gegenwärtige Situation (situative Dimension). Persönliche bewusste Vorstellungen für die Zukunft können dann auf ihren Realitätsbezug hin überprüft werden (finale Dimension). Alle Daten zusammen bilden die Grundlage zur Deutung der Gefügtheit einer individuellen Situation im Gespräch, in dem durch die Kriterien der Nachvollziehbarkeit, der Kritikfähigkeit, des Realitätsbezuges und der Selbsterkenntnis (als ein Miteinander) im Kommunikationsprozess der Raum für die eigene Freiheit (z.B. der Mitbeteiligung an einem Konflikt oder eben auch an einer Krankheit) erfahrbar werden muss. Der Respekt vor der Würde und vor der Einzigartigkeit eines Menschen gebietet ein Reden miteinander mit Raum zum Nachdenken, verbietet ein Über- wie auch ein Zerreden. Das „Rezept“ für Medikamente gibt hier nach allgemeiner Übereinstimmung kein Abbild für das „beratende Gespräch“, auch nicht in der ärztlichen Praxis.