Sigmund Freud ist der erste Repräsentant des Wagnisses, mit Hilfe eines analytischen Verfahrens in das Unterbewusste des Menschen einzudringen, um ihn von anomalen Verhaltens- und Denkweisen zu ihm, Freud, normal erscheinenden Reaktionen zu führen. Die von ihm begründete "Psychoanalyse" setzte jedoch den Akzent einseitig auf das "Verstehen"; sie führt zu Erklärungen, kann jedoch keine Vorhersagen treffen, was von vielen Forschern jedoch als Forderung an die Wissenschaftlichkeit einer Theorie gestellt wird. Doch das wäre möglicherweise noch zu verkraften.
Die einseitige Betonung des Verstehens setzt jedoch nicht nur ein Mindestmaß an intellektuellen Fähigkeiten voraus, was einen Großteil der Bevölkerung von dieser Analyse ausschließt, sie macht auch aus der Analyse einen bloßen Anpassungsvorgang an derzeit geltende Maßstäbe und Normen. So ist es nur logisch, dass Freud Liebe auf die bloße Energie, die er Libido nennt, zurückführt. Seine Triebtheorie ist deshalb eine materialistische Evolutionstheorie, die jedoch den für viele nicht zu geringen Vorteil hat, die Verhaltensweisen des Menschen objektivierbar zu formulieren und rational zu kontrollieren.
Das unbestreitbare Verdienst liegt mindestens jedoch darin, dass Freud das Wagnis einer Analyse überhaupt begonnen hat, und dass das Feld der Sexualität aus der tabuisierten und krankmachenden Verkennung herausgeführt worden ist. Doch da liegt dann auch ein Irrweg: das Verstehen bleibt aus bei dem Versuch, "die Liebe" zu retten. "lieben" braucht sich nicht selbst zu rechtfertigen und bedarf keiner Retter - ihre Blockaden bedürfen der Analyse, um - falls erwünscht - ihre Energien ins Adversive umzuwandeln.