Viktor Frankl
Viktor Frankl, wenn auch kein Gründer einer tiefenpsychologischen Schule, sei wegen seiner deutlichen Forderung nach der Sinnfrage erwähnt. Er bezeichnet seine Existenzanalyse, seine Logotherapie, als eine Methode. Er betont die geistige Dimension des Menschen als eine Dimension der Sinnerfassung. Er will per effectum Gefühle aus der Persönlichkeit freisetzen, die vorher gehemmt, unerlebt oder neurotisch verwandelt waren. Er ist der erste, der mit tiefsinniger Konsequenz die Sinnfrage so deutlich in die Psychotherapie eingeführt hat. Doch gerade dieser fantastische Versuch, den Menschen für die Sinnherausforderung zu öffnen, wird ihm theoretisch zum unbewussten Problem: die Sinnfindung ist die Sinngebung seiner Analyse: sie schreitet voran und bleibt plötzlich stehen, wo der Mensch scheinbar zum Gegenüber seines Sinnes wird. Dadurch erhält der Sinn eine Disziplinierungsgewalt besonderer Art, die jedoch eine Fiktion ist, die den Inhalt von Hoffnung in ein Haben von Normen (die Seinserfahrungen qualifizieren) verwandelt, das dem Menschen zur mystischen Introjektion eines gedachten Paradieses wird.